![Friedrich Ani. Foto: Holger Moos Friedrich Ani. Foto: Holger Moos]()
Auf der gestern zu Ende gegangenen Leipziger Buchmesse wurde auf einigen Podien die Frage erörtert, wie Autoren erfolgreich werden bzw. geworden sind – vor allem natürlich im Forum autoren@leipzig. Ralf Biesemeier, Chef des Dortmunder E-Book-Dienstleisters readbox, ist natürlich der Meinung, dass bei der Fülle an Neuerscheinungen Marketing wichtiger als der Inhalt sei. Dagegen kam natürlich Widerspruch von den Idealisten aus dem Publikum, die noch an das schon etwas in die Jahre gekommene und auch schon von Google propagierte Diktum „Content is king“ glauben (möchten). Der Münchner Krimiautor
Friedrich Ani sollte dem Publikum erläutern, was Verlage eigentlich von neuen Autoren erwarten. Doch Ani umschiffte den Titel der Veranstaltung weitgehend und berichtete von seinem eigenen Schreiben, dass er oft selbst überrascht ist, was aus seinem Kopf herauskommt. Neuen Autoren gab er den Rat, sich nicht von Verlagsabsagen abschrecken zu lassen. Das Wichtigste beim Schreiben sei, dass man Geduld habe und nicht damit aufhöre, nur weil man 30 Minuten oder mehr nicht weiterkomme. Außerdem hat er verraten, dass in seiner Kommissarfigur Tabor Süden alles von ihm, aber in ihm nichts von Süden stecke - eine schöne Antwort auf die wohl ewig wiederkehrende Frage nach den autobiografischen Bezügen von Literatur. Im März neu erschienen ist Anis Erzählband
„Unterhaltung“.
Feridun Zaimoglu hat nach „Leyla“ (2006) mit
„Isabel“ einen weiteren Roman geschrieben, in dem eine Frau im Zentrum steht. Die Titelfigur ist nicht mehr jung genug, um weiter als Model zu arbeiten, sodass sie ihr Leben ändern muss und eine „Welt der zurückgefahrenen Lebenserwartungen“ betritt. Laut Zaimoglu handelt es sich auch um eine Art „Männervernichtungsroman“. Um sich besser in seine (magere) Frauenfigur einfühlen zu können, hat Zaimoglu 15 Kilo abgenommen. Im
3sat-Interview betont er, dass der Migrationshintergrund seiner Figur keine Rolle spielt. Zaimoglu äußerte sich in diesem Interview auch zu der von Florian Kessler losgetretenen und von Maxim Biller weiter angeheizten
Debatte über die deutschsprachige Gegenwartsliteratur, in der er aber keine Analysen, sondern nur „trottelhafte Thesen“ fand.
![Helmut Lethen. Foto: Holger Moos Helmut Lethen. Foto: Holger Moos]()
Ein bisschen in den Hintergrund gedrängt von
Saša Stanišić, der mit seinem uckermärkischen Provinzroman
„Vor dem Fest“ in der Kategorie Belletristik den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt, wurde
Helmut Lethen, der mit
„Der Schatten des Fotografen“ in der Kategorie Sachbuch/Essayistik gewann. Lethen entzaubert darin auch manch fotografiehistorische Legende, wenn er etwa erzählt, dass Robert Capas ikonografisches Foto von der Landung der Alliierten in der Normandie erst durch die Überhitzung und falsche Belichtung des Laborassistenten jenen „Eindruck der Unmittelbarkeit“ erzeugen konnte, der den Rang des Fotos als besonders authentisches Dokument begründete. Lethens Buch ist laut Ingo Arend vom
Deutschlandradio Kultur eine „Schule des Sehens“, ein „Glücksfall entspannter Intellektualität“. In der Kategorie Übersetzung siegte in Leipzig
Robin Detje mit seiner Übersetzung von William T. Vollmanns Epos
„Europe Central“.
Die Buchbranche und ihre Ängste![Foto: Holger Moos Foto: Holger Moos]()
Die Leipziger Buchmesse ist wie ihre Frankfurter Schwester – bei allem pompös vor sich her getragenem Selbstbewusstsein – auch eine Bühne, um die unübersehbaren Ängste der Buchbranche zu beobachten. Die größten Befürchtungen gehen von Amazon aus, das in diesem Frühjahr nun auch ein deutsches Verlagsprogramm startet (siehe heise.de-Meldung
„Buchhandel zwischen Amazon und E-Book“). Gegen die (Über)Macht von Amazon richtet sich nicht nur eine Plattform wie log.os, über die ich schon
am Freitag berichtete, sondern auch einige weitere Allianzen von Autoren und Verlegern. Andreas Platthaus von der
FAZ berichtete etwa über die Selfpublishing-Plattform
epubli und die neu gegründete „E-Book-Boutique“
Minimore.